Nick Miller und der vornamenlose Schmidt aus New Girl sind ein ungleiches Freundespaar. Während Schmidt alles mit Leidenschaft, Hingabe und Perfektionismus tut und sich dabei häufig in Überengagement verrennt und in Detailverliebtheit verliert, scheut Nick Herausforderungen und Veränderung und schiebt die wenigen Ziele, die er überhaupt hat, chronisch auf. Während Schmidt in allem der Beste sein will, will Nick scheinbar in überhaupt nichts der Beste sein.
Schmidt und Nick sind wie Aktivität und Passivität, Engagement und Lethargie, Unrast und Ruhe, Veränderung und Bewahrung, Progression und Stillstand, Interesse und Desinteresse, Motivation und Genügsamkeit, laut und leise, schnell und langsam…
Besonders deutlich wird die Gegensätzlichkeit von Schmidt und Nick im Bezug auf die Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen.
Schmidt geht die Meinung und Wertschätzung anderer über alles. Er sucht ständig Kontakt, teilt seine Gefühle mit und möchte mit ihnen wahrgenommen und beachtet werden. Er nimmt sich selbst, aber auch sein Gegenüber, immens wichtig. Er würdigt, hegt und zelebriert seine Beziehungen zu den ihm wichtigen Menschen. Nick dagegen scheut zu enge und emotionale Beziehungen und Situationen. Er behält sein Innerstes möglichst für sich und zeigt eher durch nüchterne und pragmatische Taten, als durch große Worte und Gesten, wenn ihm etwas am anderen liegt. Er bemüht sich nicht um Anerkennung, sondern lehnt Konventionen und gesellschaftliche Leistungsansprüche renitent ab. Wenn es Schmidt schlecht geht, möchte er Hilfe und Trost, wenn es Nick schlecht geht, möchte er in Ruhe gelassen werden.
Dieses Beziehungsverhalten ist die Folge unterschiedlicher Bindungsstile. Bindungsstile bilden sich in der Kindheit aus und werden vor allem durch die Beziehungen zu den engsten Bezugspersonen, also meist den Eltern, geprägt.
Gelingt den Eltern ein ausgeglichenes Maß an Fürsorge und Gelassenheit, können die Kinder lernen, dass sie in Beziehungen einerseits Schutz und Sicherheit erfahren können, dass aber auch vorübergehende Trennungen zu bewältigen sind und die Beziehung dadurch nicht zerbricht. Der daraus entstehende Bindungsstil, der durch ein ausgewogenes Verhältnis aus Bezogenheit und Selbstständigkeit gekennzeichnet ist, wird sichere Bindung genannt.
Schmidt und Nick haben deshalb immer wieder Probleme in Beziehungen, weil sie äußerst problematische Beziehungen zu ihren Eltern, vor allem den Vätern, hatten.
Schmidts Vater hat die Familie aus heiterem Himmel verlassen, woraufhin der kleine, geschwisterlose Schmidt mit seiner Mutter zurückblieb, die ihn fortan kompensatorisch mit Zuwendung, vor allem in Form von Essen, überschüttete und ihm sogar den Hollywoodstar und Batman-Darsteller Buster Keaton als imaginären Brieffreund zur Seite stellte.
Schmidt lernte daraus, dass Beziehungen unerwartet und abrupt abbrechen können und die Trauer darüber nur durch die übermäßige Zuneigung anderer bewältigt werden kann. Es ist folglich kein Wunder, dass er ständig die Bewunderung und Aufmerksamkeit anderer sucht und sich doch niemals wirklich in einer Beziehung sicher fühlen und entspannen kann. Man nennt diesen Bindungsstil unsicher-ambivalente Bindung.
Nicks Vater war ein unzuverlässiger Lebemann, der seinen Sohn immer wieder für seine Zwecke instrumentalisiert und die Familie enttäuscht hat. Wann immer Nick die Hoffnung hatte, dass sein Vater sich geändert haben und endlich verantwortungsvoll und selbstlos geworden sein könnte, wurde er von ihm wieder enttäuscht. Für seine Mutter und seine Geschwister versuchte Nick den unzuverlässigen Vater zu ersetzen und übernahm zu früh zu viel Verantwortung.
Nick hat daraus gelernt, dass enge Beziehungen entweder zu Enttäuschung und Verletzung führen, oder erfordern, dass man sich einseitig für andere, die ihre Schwächen weniger gut überspielen können, aufopfert und dabei die eigenen Bedürfnisse unterdrückt. Folglich vermeidet er es, sich zu sehr auf andere einzulassen und enttäuscht deren Erwartungen bereits im Voraus, um nicht selbst vereinnahmt oder enttäuscht zu werden. Dieser Bindungsstil heißt unsicher-vermeidende Bindung.
So gegensätzlich Nick und Schmidt hinsichtlich ihres Bindungsverhaltens sind, so gut ergänzen sie sich, nicht zuletzt gerade deshalb, als Freunde.
Nick kann sich Schmidts Freundschaft stets gewiss sein und wird ihrer von Schmidt immer wieder überschwänglich versichert, ohne dass er selbst allzu offen zu seinen Gefühlen stehen und sich um Schmidts Loyalität bemühen muss. Dadurch kann er sich in der Beziehung zu Schmidt aufgehoben fühlen, ohne Angst haben zu müssen, selbst zu viel zu investieren.
Schmidt hat in Nick einen Freund gefunden, der nicht mit ihm konkurriert, der ihm Raum für seine Selbstdarstellungen und selbstverliebten Höhenflüge lässt und der trotzdem verlässlich da ist, wenn er danach wieder auf dem Boden ankommt und einfach nur einen ganz normalen Freund braucht.