Der gute Will Hunting hat viele Talente: Er hat ein fotografisches Gedächtnis, eine scheinbar lückenlose Allgemeinbildung und die Fähigkeit, schwierigste mathematische Aufgaben zu lösen. Er ist zweifellos weit überdurchschnittlich intelligent oder, in der Terminologie der akademischen Psychologie, hochbegabt.
Als hochbegabt gilt eine Person, wenn sie in einem Intelligenztest mindestens 130 Punkte erreichen würde, wobei der Bevölkerungsdurchschnitt auf 100 Punkte festgelegt ist. Hingegen gilt jemand ab einem Testwert von unter 70 als geistig behindert. Gängige Intelligenztests erfassen Fähigkeiten wie logisch-schlussfolgerndes Denken, kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit, Merkfähigkeit, verbales Verständnis usw. Ob Will jemals einen Intelligenztest absolviert hat, wissen wir nicht, aber angesichts seiner Fähigkeiten können wir davon ausgehen dass sein Intelligenzquotient sogar deutlich über 130 liegt.
Der außergewöhnlichen intellektuellen Begabung steht nun ein, nach den gängigen gesellschaftlichen Maßstäben, geradezu demonstrativ erfolglos wirkendes Leben gegenüber.
Damit ist Will das was die pädagogische Psychologie einen Underachiever nennt: Eine Person, die hinsichtlich Leistung und Erfolg weit unter ihren Möglichkeiten bleibt. Nun muss es nicht jedermanns höchstes Ziel sein, Geld und gesellschaftliches Ansehen zu maximieren (wenngleich dies eine weit verbreitete Erfolgsdefinition ist, welche im Film u. a. durch Professor Lambeau vertreten wird).
Aber Will fehlt es nicht nur daran. Er hatte auch noch nie eine Freundin, kann sich kein Auto leisten und steht immer wieder wegen Gewaltdelikten vor Gericht, was ihn schließlich sogar ins Gefängnis bringt. Die Frustration über sein Leben lässt er immer wieder in aggressiver Form an anderen aus, die er erniedrigt (wie den Studenten in der Bar), lächerlich macht (wie die Psychotherapeuten, deren Meinung über ihn feststand bevor er zur Tür herein kam) oder zusammenschlägt (wie den jungen Mann, der ihn als Kind drangsaliert hat).
Viele Underachiever halten sich selbst, aufgrund von entsprechenden Zuschreibungen und/oder wiederholten Erfahrungen des Scheiterns, für durchschnittlich oder sogar eher gering begabt. Nicht so Will. Er weiß um seine Fähigkeiten. Vielmehr scheint er sich bewusst und aktiv allen Regeln und Konventionen der Leistungsgesellschaft zu verweigern.
Er demonstriert damit seine Unabhängigkeit von und seine Verachtung für Autoritäten jeder Art. Angesichts seiner Vorgeschichte ist das nicht verwunderlich. Will hat seine Eltern verloren und ist in der Folge von Behörden und Pflegeeltern immer wieder im Stich gelassen und sogar massiv misshandelt worden.
Die Konsequenz, die er daraus zieht, ist, sich in jeder (vor allem aber emotionaler) Hinsicht möglichst unabhängig zu machen um sich vor Enttäuschung und Verletzung zu schützen. Oder, wie Will aus einem psychologischen Gutachten über sich selbst zitiert: „Will leidet unter Bindungsproblemen, Angst im Stich gelassen zu werden…“
Will Huntings Verhalten ist damit exemplarisch für den so genannten unsicher-vermeidenden Bindungsstil der psychologischen Bindungstheorie. Die Bindungstheorie beschreibt die folgenden vier (idealtypischen) Bindungsstile, welche durch die Beziehungserfahrungen der Kindheit geprägt werden:
Als hochbegabt gilt eine Person, wenn sie in einem Intelligenztest mindestens 130 Punkte erreichen würde, wobei der Bevölkerungsdurchschnitt auf 100 Punkte festgelegt ist. Hingegen gilt jemand ab einem Testwert von unter 70 als geistig behindert. Gängige Intelligenztests erfassen Fähigkeiten wie logisch-schlussfolgerndes Denken, kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit, Merkfähigkeit, verbales Verständnis usw. Ob Will jemals einen Intelligenztest absolviert hat, wissen wir nicht, aber angesichts seiner Fähigkeiten können wir davon ausgehen dass sein Intelligenzquotient sogar deutlich über 130 liegt.
Der außergewöhnlichen intellektuellen Begabung steht nun ein, nach den gängigen gesellschaftlichen Maßstäben, geradezu demonstrativ erfolglos wirkendes Leben gegenüber.
Damit ist Will das was die pädagogische Psychologie einen Underachiever nennt: Eine Person, die hinsichtlich Leistung und Erfolg weit unter ihren Möglichkeiten bleibt. Nun muss es nicht jedermanns höchstes Ziel sein, Geld und gesellschaftliches Ansehen zu maximieren (wenngleich dies eine weit verbreitete Erfolgsdefinition ist, welche im Film u. a. durch Professor Lambeau vertreten wird).
Aber Will fehlt es nicht nur daran. Er hatte auch noch nie eine Freundin, kann sich kein Auto leisten und steht immer wieder wegen Gewaltdelikten vor Gericht, was ihn schließlich sogar ins Gefängnis bringt. Die Frustration über sein Leben lässt er immer wieder in aggressiver Form an anderen aus, die er erniedrigt (wie den Studenten in der Bar), lächerlich macht (wie die Psychotherapeuten, deren Meinung über ihn feststand bevor er zur Tür herein kam) oder zusammenschlägt (wie den jungen Mann, der ihn als Kind drangsaliert hat).
Viele Underachiever halten sich selbst, aufgrund von entsprechenden Zuschreibungen und/oder wiederholten Erfahrungen des Scheiterns, für durchschnittlich oder sogar eher gering begabt. Nicht so Will. Er weiß um seine Fähigkeiten. Vielmehr scheint er sich bewusst und aktiv allen Regeln und Konventionen der Leistungsgesellschaft zu verweigern.
Er demonstriert damit seine Unabhängigkeit von und seine Verachtung für Autoritäten jeder Art. Angesichts seiner Vorgeschichte ist das nicht verwunderlich. Will hat seine Eltern verloren und ist in der Folge von Behörden und Pflegeeltern immer wieder im Stich gelassen und sogar massiv misshandelt worden.
Die Konsequenz, die er daraus zieht, ist, sich in jeder (vor allem aber emotionaler) Hinsicht möglichst unabhängig zu machen um sich vor Enttäuschung und Verletzung zu schützen. Oder, wie Will aus einem psychologischen Gutachten über sich selbst zitiert: „Will leidet unter Bindungsproblemen, Angst im Stich gelassen zu werden…“
Will Huntings Verhalten ist damit exemplarisch für den so genannten unsicher-vermeidenden Bindungsstil der psychologischen Bindungstheorie. Die Bindungstheorie beschreibt die folgenden vier (idealtypischen) Bindungsstile, welche durch die Beziehungserfahrungen der Kindheit geprägt werden:
- Sichere Bindung resultiert aus der Erfahrung dass die wichtigen Bezugspersonen zuverlässig da sind, wenn man sie braucht. Menschen mit diesem Bindungsstil fühlen sich sicher genug, um selbstständig und frei zu agieren, in dem Vertrauen darauf, Hilfe und Zuspruch zu erfahren, wenn sie derer benötigen. Entsprechend gelingt es ihnen, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und zu pflegen, in welchen beide Partner einerseits füreinander da sind und sich andererseits selbst verwirklichen können.
- Unsicher-vermeidende Bindung resultiert aus der konsistenten Erfahrung, von anderen nichts oder nur schlechtes erwarten zu können. Die Konsequenzen sind Einzelgängertum oder oberflächliche Beziehungen ohne emotionalen Tiefgang. Der Schutz vor Verletzung hat Priorität und wird mit Einsamkeit bezahlt.
- Unsicher-ambivalente Bindung entsteht, wenn Bezugspersonen sich inkonsistent verhalten, also situativ unterschiedlich und unvorhersehbar intensive Zuwendung, Desinteresse oder Aggression zeigen. Dies kann zum Beispiel bei psychisch kranken oder suchtmittelabhängigen Eltern der Fall sein. Die Nähe zu anderen Menschen wird folglich ambivalent besetzt: Einerseits schmerzlich vermisst und dringend ersehnt, andererseits mit dem ständigen Risiko von Enttäuschung und Verletzung behaftet. Menschen mit diesem Bindungsstil sind ständig hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch nach Nähe und dem Bedürfnis nach Abgrenzung, zwischen dem Versuch den Anderen mit allen Mitteln an sich zu binden und dem Impuls ihn radikal von sich zu stoßen.
- Der desorganisierte Bindungsstil stellt eine Art Restkategorie dar und beschreibt ein Bindungsverhalten, welches hoch inkonsistent ist und sich keiner der drei Hauptkategorien zuordnen lässt. Mögliche Ursachen können schwere Misshandlungen und andere Traumata sein.
Vor dem Hintergrund der Bindungstheorie können wir Wills innere Isolation als nachvollziehbaren und teils durchaus sinnvollen Schutzmechanismus verstehen. So schützt ihn sein Misstrauen und sein scheinbares Desinteresse an der Anerkennung anderer zum Beispiel davor, sich von Professor Lambeau und den anderen Karrieristen für ihre Zwecke ausnutzen zu lassen.
Allerdings ist Wills Beziehungsangst so groß, dass er sich auch auf Menschen, welche es gut mit ihm meinen, nicht wirklich einlassen kann. Er lässt in seinem Leben keine Ansprechpartner auf Augenhöhe zu, sondern gibt sich mit Freunden ab, die zwar nette Menschen sind, aber intellektuell nicht mit ihm mithalten können, weshalb er sich ihnen auch nicht wirklich anvertraut. Daneben pflegt er Scheinbeziehungen zu den großen Denkern und Literaten (beziehungsweise zu deren Ideen), wodurch er das Risiko menschlich enttäuscht zu werden vermeidet, aber in der realen Welt umso einsamer bleibt.
Sein Wissen über die Welt ist ein theoretisches und Menschen, die sich entsprechend der Theorie, bzw. des Klischees, logisch-vorhersehbar verhalten, kann er mit der ganzen Schärfe seines Verstandes analysieren und kontrollieren. Sein Wissen gibt ihm die Macht, sich gegen die ebenfalls (aber weniger perfekt) schablonenhaft-theoretisch denkenden und agierenden Psychotherapeuten, den schnöseligen Elitestudenten in der Bar, die arrogante akademische Elite und die opportunistischen Personaler der großen Wirtschaftsunternehmen zu behaupten und sie mit ihren eigenen Waffen vernichtend zu schlagen. Will lebt in einer Welt der zwischenmenschlichen Demütigung und hat nach Jahren des Leidens seine Waffen perfektioniert um nie wieder Opfer zu werden.
Umso verunsicherter und überforderter reagiert Will auf Menschen, die sich entgegen seiner klischeehaften Erwartungen verhalten. Da ist Skylar, die obwohl Frau und Elitestudentin, weder arrogant noch zimperlich ist, die sich nicht für Wills Lebensstil schämt oder vor seiner traumatischen Vergangenheit zurückschreckt. Und da ist Sean, der obwohl Elterngeneration und Psychotherapeut, weder überheblich noch heuchlerisch auftritt, der eigene Gefühle zeigt, anstatt Wills zu kategorisieren. Beide mögen Will um seiner selbst willen, was für diesen so ungewohnt ist, dass er es lange nicht glauben kann und immer wieder auf die Probe stellen muss.
So führt er Skylar zum ersten Date in einen billigen Burgerladen und zum Hunderennen aus – und ist sichtlich beeindruckt, als sie nicht nur nicht wegläuft, sondern später im Pub vor seinen Freunden obszöne Witze erzählt. Auch versucht er Sean ein ums andere Mal zu provozieren (was ihm in der gewohnten Treffsicherheit für die wunden Punkte anderer auch gelingt), in der Erwartung, dass dessen Freundlichkeit nur professionelle Fassade ist und er ihn, wie Will es gewohnt ist, letztlich doch zurückweist, wenn es unbequem wird. Sean jedoch gelingt es, seine Kränkung und Verletztheit weder hinter einer pseudoprofessionellen psychotherapeutischen Maske zu verstecken, noch sich dafür durch eigene Gemeinheiten an Will zu rächen. Stattdessen lässt er ihn an seinen Gefühlen teilhaben, zeigt Will Grenzen auf und ist dennoch weiterhin für ihn da (große psychotherapeutische Kunstfertigkeit!). So wird Sean für Will schließlich zum väterlichen Vorbild, zum Beispiel eines Mannes, der, aus ähnlichen Verhältnissen stammend, sein Potential verwirklicht hat, ohne sich zu verkaufen. Der Verluste in Kauf genommen hat, um ein Leben in Verbundenheit zu Leben – und der dies nun, da die Verluste eingetreten sind, nicht bereut.
Skylar und Sean widerlegen die Allgemeingültigkeit von Wills Theorien über die Menschen und damit auch über sich selbst. Sie zeigen ihm auf, dass es jenseits des Grauens der Vergangenheit und der Festungsmauern seines Wissens noch Unbekanntes zu entdecken gibt. Wie alles Unbekannte ist es mit Risiken verbunden, aber Will beginnt wieder an ein Leben zu glauben, das diese Risiken wert ist.
Sein Wissen über die Welt ist ein theoretisches und Menschen, die sich entsprechend der Theorie, bzw. des Klischees, logisch-vorhersehbar verhalten, kann er mit der ganzen Schärfe seines Verstandes analysieren und kontrollieren. Sein Wissen gibt ihm die Macht, sich gegen die ebenfalls (aber weniger perfekt) schablonenhaft-theoretisch denkenden und agierenden Psychotherapeuten, den schnöseligen Elitestudenten in der Bar, die arrogante akademische Elite und die opportunistischen Personaler der großen Wirtschaftsunternehmen zu behaupten und sie mit ihren eigenen Waffen vernichtend zu schlagen. Will lebt in einer Welt der zwischenmenschlichen Demütigung und hat nach Jahren des Leidens seine Waffen perfektioniert um nie wieder Opfer zu werden.
Umso verunsicherter und überforderter reagiert Will auf Menschen, die sich entgegen seiner klischeehaften Erwartungen verhalten. Da ist Skylar, die obwohl Frau und Elitestudentin, weder arrogant noch zimperlich ist, die sich nicht für Wills Lebensstil schämt oder vor seiner traumatischen Vergangenheit zurückschreckt. Und da ist Sean, der obwohl Elterngeneration und Psychotherapeut, weder überheblich noch heuchlerisch auftritt, der eigene Gefühle zeigt, anstatt Wills zu kategorisieren. Beide mögen Will um seiner selbst willen, was für diesen so ungewohnt ist, dass er es lange nicht glauben kann und immer wieder auf die Probe stellen muss.
So führt er Skylar zum ersten Date in einen billigen Burgerladen und zum Hunderennen aus – und ist sichtlich beeindruckt, als sie nicht nur nicht wegläuft, sondern später im Pub vor seinen Freunden obszöne Witze erzählt. Auch versucht er Sean ein ums andere Mal zu provozieren (was ihm in der gewohnten Treffsicherheit für die wunden Punkte anderer auch gelingt), in der Erwartung, dass dessen Freundlichkeit nur professionelle Fassade ist und er ihn, wie Will es gewohnt ist, letztlich doch zurückweist, wenn es unbequem wird. Sean jedoch gelingt es, seine Kränkung und Verletztheit weder hinter einer pseudoprofessionellen psychotherapeutischen Maske zu verstecken, noch sich dafür durch eigene Gemeinheiten an Will zu rächen. Stattdessen lässt er ihn an seinen Gefühlen teilhaben, zeigt Will Grenzen auf und ist dennoch weiterhin für ihn da (große psychotherapeutische Kunstfertigkeit!). So wird Sean für Will schließlich zum väterlichen Vorbild, zum Beispiel eines Mannes, der, aus ähnlichen Verhältnissen stammend, sein Potential verwirklicht hat, ohne sich zu verkaufen. Der Verluste in Kauf genommen hat, um ein Leben in Verbundenheit zu Leben – und der dies nun, da die Verluste eingetreten sind, nicht bereut.
Skylar und Sean widerlegen die Allgemeingültigkeit von Wills Theorien über die Menschen und damit auch über sich selbst. Sie zeigen ihm auf, dass es jenseits des Grauens der Vergangenheit und der Festungsmauern seines Wissens noch Unbekanntes zu entdecken gibt. Wie alles Unbekannte ist es mit Risiken verbunden, aber Will beginnt wieder an ein Leben zu glauben, das diese Risiken wert ist.