Beziehungsprobleme – Commitment Issues – sind nicht nur ein beliebter Topos für Songs oder Filme, sondern auch Kernthema vieler Psychotherapieprozesse.
Der Philosoph Arthur Schopenhauer verglich einst das menschliche Beziehungsverhalten mit einer Gruppe Stachelschweine im Winter: Alleine stehend friert jedes Tier und sucht folglich die Nähe der anderen. Rücken die Stachelschweine jedoch zu nahe zusammen, verletzten sie sich an den Stacheln der anderen, woraufhin sie wieder weiter auseinanderrücken. Da es den Punkt perfekter Distanz auf Dauer nicht gibt, entsteht eine ständige Hin- und Weg-Bewegung mit dem Ziel einer hinreichenden, möglichst ausgewogenen, Nähe-Distanz-Regulation.
Auf uns Menschen übertragen, suchen wir als soziale Wesen Verbundenheit, Sicherheit, Rückhalt, Bestätigung und soziale Anregung durch andere. Gleichermaßen binden uns die sozialen Bezüge, begrenzen somit unsere freie persönliche Entfaltung und nötigen uns Kompromisse im Handeln, aber auch im Denken und Fühlen, ab.
Beide Motive, Bindung und Autonomie, müssen wir ständig in einer unseren individuellen Bedürfnissen entsprechenden Balance halten, bzw. diese immer wieder aufs Neue herstellen. Das Stichwort für eine gelingende Lösung heißt bezogene Individuation – die Selbstverwirklichung betreiben und dabei trotzdem, grundsätzlich, in Beziehung bleiben.