Hätte man dem charismatischen Cafébetreiber Rick Blaine aus dem Filmklassiker Casablanca von 1942 etwas über Depressionen erzählt, hätte er wahrscheinlich angenommen, es gehe um die jüngste amerikanische Wirtschaftskrise. Allenfalls hätte er ein vages Bild des psychologischen Depressionsbegriffes als irgendeine neurotische Spinnerei für Frauen und Feiglinge gehabt…
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Depressive/gedrückte Stimmung
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Interessen-/Freudverlust
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Antriebsminderung, gesteigerte Ermüdbarkeit
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Verlust des Selbstvertrauens
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Schuldgefühle
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Suizidgedanken
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Konzentrationsstörungen, Unentschlossenheit
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Psychomotorische Hemmung oder Agitiertheit
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Schlafstörungen
- Appetitstörungen
In Ricks Fall wohl kaum! Als unter ungeklärten Umständen seiner Heimat beraubter Paria findet er in Paris die Liebe seines Lebens, nur um von dieser später ohne weitere Erklärung wieder verlassen zu werden. In Casablanca baut er sich ein neues Leben auf und genießt hohes Ansehen unter den Ausgestoßenen, Gestrandeten und Verfolgten Europas.
Er provoziert und beleidigt seine Gäste (Rick: „Sie können Ihr Geld an der Bar ausgeben.“ Deutscher Gast: „Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?“ Rick: „Das weiß ich, seien Sie froh, dass Sie überhaupt an die Bar dürfen.“). Er benutzt und verletzt die Frauen (Yvonne: „Wo warst du gestern Nacht?“ Rick: „Das ist schon solange her, ich erinnere mich nicht mehr.“ Yvonne: „Sehen wir uns heute Nacht?“ Rick: „Ich plane nie soweit im Voraus.“). Er schmuggelt, besticht, zockt, raucht und trinkt.
Rick, der vor dem Verlust seiner großen Liebe (und auch später, nach dem Wiedersehen mit ihr) ein ganz anderer (gewesen) zu sein scheint, zeigt damit die Symptome eines psychopathologischen Konstrukts, das als male depression (männliche Depression) bezeichnet wird.
Dieses Syndrom, das noch nicht Eingang in die offiziellen internationalen Klassifikationssysteme psychischer Krankheiten gefunden hat, beschreibt eine mehr an (typischerweise) männlichen Erlebens- und Verhaltensweisen orientierte Reaktion auf depressive Gefühlslagen und soll verhindern, dass depressive Störungen bei männlichen Patienten übersehen, oder fehldiagnostiziert werden (z.B. als Sucht oder dissoziale Persönlichkeitsstörung).
Vorgeschlagene Kriterien für die Diagnose einer male depression sind:
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Dysphorie/Gereiztheit
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Zynismus
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Aggression/Impulsivität
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Dissoziales/delinquentes Verhalten
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Risikoverhalten, Extremsport
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exzessives Arbeiten („Flucht in die Arbeit“)
- Alkohol- und Nikotinmissbrauch
So entlockt er schließlich dem notorischen Zyniker Rick die berühmtesten Schlussworte der Filmgeschichte: „Louis, ich denke das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“